Die globale Nahrungsmittelkrise hat ihre Ursache nicht in einer allgemeinen Nahrungsmittelverknappung, sondern im Mangel an bezahlbaren Nahrungsmitteln für rund eine Milliarde Menschen, die weltweit hungern. (Quelle: Le monde diplomatique, 2011/10)
Um es nochmal zu verdeutlichen: Das Wort „bezahlbar“ ist hier entscheidend. Laut dieser Quelle gibt es genügend Nahrungsmittel auf der Erde.
Wenn diese Aussage grundsätzlich richtig ist, dann erscheinen Diskussionen über „Biosprit“ und das aktuelle Schlagwort „Teller oder Tank“ nebensächlich. Ob es in Einzelfällen (Dürren, andere Katastrophen) eine gute Idee ist, Mais zu Treibstoff zu verarbeiten, kann grundsätzlich sicher bezweifelt werden, jedoch ist nach obiger Lesart Biotreibstoff nicht ursächlich für den Hunger in den armen Ländern.
Der hohe Marktpreis für ein Kilo Weizen- oder Maismehl ist dafür ausschlaggebend, dass diese Grundnahrungsmittel in den armen Ländern nicht vom Einzelhändler in die Häuser der Menschen gelangen.
Immer wieder weichen Menschen auf Stellvertreterdiskussionen
Dürre-Nachrichten aus aller Welt treiben wieder mal die Analysten- und Spekulantenfantasie und damit die Agrarpreise auf Höchststände. Schon in den Finanzkrisen 2007/08 und 2010/11 wichen die Anleger jeweils aus auf die “Geldanlage Nahrungsmittel”, da in Finanzkrise 1 die sicher geglaubte Geldanlage Immobilie und in Finanzkrise 2 die sicher geglaubte Anlage Staatsanleihe ausfiel. Seit der zweiten Finanzkrise scheint das Nahrungspreisniveau anscheindend dauerhaft erhöht, nun ist es wegen der Dürre auf neuem Rekordniveau. Dreimal hat also die Spekulation für jedermann erkennbar lebensmittel-preistreibend gewirkt. Der Bundestag muss einfach die Petitionsinitiative aufgreifen und objektiv untersuchen, welche der vielen Nahrungsmittelwertpapiere, vor allem der reinen Finanzspekulationspapiere, eine schädliche Entwicklung auf die Weltmarktpreise haben, und die entsprechenden Wertpapiere einfach verbieten. Ein Ausruhen auf dem fraktionsübergreifenden Kompromiß, evtl. Positionslimits für Nahrungsmittel-Handelskontrakt-Kauf zu erlassen, reicht nicht, da sowas leicht durch Strohmänner umgangen werden kann, auch die evtl. kommende Finanztransaktionssteuer würde Spekulanten nicht abschrecken angesichts bereits bestehender viel höherer Transaktionskosten in Form von Börsenmaklerprovision, Bank- und Börsengebühren. Ein Bündel von Maßnahmen, wie es die KAB vorschlägt, ist gefragt, um aus den dramatischen Preisbewegungen am Lebensmittelmarkt die lebens- und existenzgefährdenden Spitzen zum großen Teil rauszunehmen, vorausgesetzt der Bundestag bemüht sich um ein vorbildliches Gesetz, das auch von vielen unserer Weltwirtschaftspartner so übernommen würde. Die Überweisung der Petition an die europäischen Behörden wäre Zeitverschwendung im Kampf gegen den spekulationsbedingten Hunger in der Welt, eine Initiative, über die europäische Schiene zusätzlich im Nachherein noch schärfere Maßnahmen zu etablieren aber begrüßenswert. Aber der Bundestagsvorschlag Positionslimits, kombiniert mit gezielt die Spekulation bremsenden Wertpapierverboten, und die vom Bundestag ebenfalls diskutierte Schaffung von Transparenz im Markt wären ein guter Einstieg in den Ausstieg dieser ausufernden, preistreibenden Spekulation mit Nahrungsmitteln.